St. Martinskapelle
Nachdem Abt Johannes III. Wittmayer (1505-1544)anno 1515 am Weg nach Olzreute hatte ein Krankenhaus erbauen lassen, verlegte hundert Jahre später sein siebter Nachfolger dorthin auch den Gottesacker. Unmittelbarer Anlaß hierfür war die 1610 auch im Klostergebiet ausgebrochene Pest gewesen. Das wiederum bewog ihn 1613, auch eine Kapelle zu errichten. So konnte bei den Gräbern für die Toten gleich gebetet und das Requiem gefeiert werden. Da an den Gottesdiensten zugleich Kranke teilnahmen, nannte man den frühbarocken Sakralbau gern "Hospitalkapelle". Der Abt, der das kleine Gotteshaus unter den Schutz seines Namenspatrons gestellt hatte, bezeichnete es lieber als "Martinskapelle". Errichtet worden war ein rechteckiges Schiff, dem im Westen eine kleine Halle vorgesetzt ist und durch einen eingespannten Chorbogen ein Altarraum zumindest angedeutet wird. Die Außenwände sind durch schlanke Rundbogenblenden gegliedert. Ein abgewalmtes Ziegeldach schützt das Gotteshaus vor den Unbilder der Witterung. Im Dreißigjährigen Krieg verwüstet und durch Abt Augustin Arzet (1656-1666) wieder instandgesetzt, ließ er 1656 einen Glockenständer anbringen. In der Folge wurde auch ein neues Altärchen aufgestellt. Das damalige Ölblatt (1689) erinnert an den geistlichen Schussenrieder Stifter Dr. Georg Gnann, der in Konstanz Domherr war. Der Patron der Nächstenliebe erscheint auch auf dem auf Abt Arzet zurückgehenden Antependium. Im 18. Jhd. gestaltete der Waldseer Bildhauer Johann Georg Reusch (um 1690-1757) das seitliche Relief, das ursprünglich an der Kapellenaußenwand die letzte Station des aus dem Klosterflecken herausführenden Kreuzwegs bildete. Abt Siard Frick (1733-1750) hatte das Friedhofsheiligtum stilgemäß erneuern lassen.
Renoviert wurde das Kirchlein auch auf das Jubiläumsjahr 1983 (800-Jahrfeier der Gründung des Prämonstratenserstifts). Die Pfarrgemeinde ließ unter Architekt S. Nussbaum die Außenwände trockenlegen und den Fußboden und das Gestühl erneuern. Bei dieser Gelegenheit wurde auch die alte Kassettendecke mit Bandelwerkornamenten entdeckt und entsprechend nachgemalt. Volksaltar und Ambo kamen hinein, so dass seitdem würdige Totengottesdienste und Roratemessen gefeiert werden können.
Textquelle: "Erlebtes Bad Schussenried", Hrsg. Anton Schmid
Realkatalog 1977: 80 Sitzplätze
Sanierung des Dach- und Deckengebälks der St. Martinskapelle
Beginn der Arbeiten im Mai 2013, Abschluss im Dezember 2013.
Mit einem Kostenaufwand von aufgerundet 310.000 € wurde das Dach- und Deckengebälk zimmermannsmäßig restauriert, die Dachflächen umgedeckt, die Blechverwahrungen und Regenrinnen erneuert. Die Dachfußpunkte sind entschuttet und Schäden an der Mauerkrone fachgerecht saniert. Für die Arbeiten war das Gebäude sowohl innen als auch außen eingerüstet. Der Außenputz wurde gereinigt, Risse geschlossen und die Wandflächen neu gestrichen. Die Kirchenfenster erhielten Insektengitter, zerbrochene Einzelscheiben wurden ausgetauscht und Eisenteile mit einem Anstrich aus Eisenglimmer versehen.
Die Holzdecke und die Innenputzflächen wurden von einem Restaurator gereinigt, Hohlstellen des Innenputzes entlang von Rissen mit einem mineralischen Injektionsmörtel hinterspritzt.
Die Glocke erhielt einen neuen magnetischen Antrieb der keine Durchdringung der Dachhaut für Läuteseile benötigt. Die oberirdische Blitzschutzanlage wurde erneuert.
Die Auflagen der Denkmalbehörde wurden eingehalten.
Bauleitende Architekten: Planungsbüro für Architektur + Denkmalpflege, Peter Lukaschek und Jürgen Zimmerman, Bad Schussenried
M. Leidig, Kath. Kirchenpflege St. Magnus