St. Anna Kapelle Kürnbach
Die Kapelle dürfte um 1720 unter Abt Didakus Ströbele erbaut worden sein, der in seinem Tagebuch folgendes aufzeichnete: Den 16. September 1720 benedizierte das Glöckchen nachher Kürnbach in honorem SS B.V.M.S. Annae, S. Magni er SS Mart. Vincenty et Valentiny. Si war 53 Pfund schwer.
Ihr Festtag, der 26. Juli wurde zu Klosterzeiten stets feierliche begangen und dabei um eine gute Ernte gebetet.
Im Jahr 1786 erfolgte eine Stiftung in Höhe von 14 fl für diese Kapelle. Im Jahr 1817 in der Nacht am Sonntag nach Pfingsten wurde die Glocke der St. Anna Kapelle gestohlen.
Bei der Landesvermessung im 19. Jahrhundert diente die Lage der Kapelle als trigonometrischer Punkt neben dem Schussenrieder Kirchturm , der Sankt Martinskapelle, dem nördlichem Giebel des Jägerhauses in Enzisweiler und der Fahne auf dem Lusthäuschen auf der Schwaigfurt Insel.
Am 8. März 1930 wurde diese Kapelle in das Landesverzeichnis der württembergischen Baudenkmals eingetragen.
Im Jahre 1955 wurde diese Kapelle ans elektrische Netz angeschlossen. Anlässlich einer Bürgerversammlung im Februar 1971 kam die dringendste Notwendigkeit einer Restaurierung zur Sprache. Dabei bekundeten die Einwohner von Kürnbach spontan und einhellig ihr großes Verständnis für die Instandhaltung der St. Anna Kapelle Mit Geldzuwendungen, Arbeitskraft und Handwerkskunst wurde kurz nach Ostern durch die Kürnbacher Bürger mit der Restauration der Kapelle begonnen. Die Geldspenden brachten einen Ertrag von rund 1.600,00 DM somit brauchte der Zuschuss von der Stadt nicht in Angriff genommen werden.
Am 26. Juli fand die Einweihung unter zahlreicher Beteiligung der Kürnbacher Bürger durch Pfarrer Schwarz statt. Mit einer anschließenden Prozession und einer gemütlichen Einkehr im Gasthaus zum „Hirsch“ fand der Abschluss dieser Restaurierung statt.
Im Jahre 1994 wurden die Kapellenfenster mit einem Kostenaufwand von 5.000,00 DM saniert. Im Anschluss erfolgte im Sommer 1994 eine Aussenrenovation. Wieder hatten sie zahlreiche Bürger mit ihrer Arbeitskraft und Spenden beteiligt. Im Folgejahr wurde ein neuer Innenanstrich angebracht. Herr Müller aus Allmannsweiler stiftete neue Sitzbänke er wollte hiermit ein Andenken als gebürtiger Kürnbacher setzen. Diese wurden im Jahre 1995 ausgewechselt. Die Ausstattungsstücke der Kapelle wurden auf Grund eines Entgegenkommens des Landkreises Biberach kostenfrei im Kreisfreilichtmuseum begast.
Im Jahre 1996 wurden die Ausstattungsstücke durch Restaurator Diethelm Geiselhart restauriert. 1997 folgte die Restauration der Muttergottesfigur durch Jürgen Hohl aus Eggmansried. Die gesamte Restauration wurde mit einem Aufwand von knapp 18.000,00 DM durchgeführt.
Im Frühjahr 2004 viel aus unerklärlicher Weise die „Geisel Christusfigur“ von ihrem Sockel. Dadurch wurde sie beschädigt. In Zusammenarbeit mit der Denkmalbehörde wurde diese Figur vom Restaurator Willy Mayer Langenenslingen wieder hergestellt. In diesem Zusammenhang wurden zur Sicherung an der „Geisel Christusfigur“ und an der „Muttergottesfigur“ Abstandshalter angebracht. Der gesamte Aufwand konnte nur durch den Spendenaufruf der Familie Krug anlässlich des St. Anna Festes 2004 ausgeglichen werden.
Innere der Kapelle
Im halbkreisförmigen Chor ist der dunkel marmorierte Hochaltar mit der von 2 Säulen eingefassten breiten, flachbogigen Umrahmung das Ölleinwandbild mit der Heiligen Anna und Joachim, die Eltern der Mutter Maria bzw. die Großmutter von Jesus zu sehen. Dieses Hauptbild dürfte von Johannes Bergmayer Biberach nach einen venezianischen Vorbild stammen. Weiter unten finden wir das runde Mensabild mit der heiligen Anna als Erzieherin der Mutter Gottes, die in einem großen Buch liest. Links vom Altar finden wir auf einer Konsole mit dem vom Kreuz abgenommenen Leichnam.
In der Ecke zwischen Chorbogen und südlichen Schiffswand finden wir die „heilige Barbara“ bekleidet mit einem grünen Kleid und einem schurzartigen blauen Mantel. Diese Figur dürfte aus der Bauzeit der Kapelle stammen.
Links neben dem Altar finden wir die „Geisel Christusfigur“ diese Form der Figur finden wir bei Johann Georg Reusch (1690-1770) aus Waldsee des Öfteren.
Auf der rechten Seite vom Altar finden wir eine Muttergottesfigur eine sogenannte Papiermache´ mit Rosenkranz in der Rechten und Kind in der linken Hand. Mutter und Kind sind bekrönt und nach älterem Vorbild gestaltet.
Auf der linken Seite sehen wir hinter der Tür anfangend das nach byzantinischem Ikonen stark stilisiertes Tafelbild Bildnis „ Unsere liebe Frau von der Immerwährenden Hilfe“ mit der Mutter Gottes im blauen Gewand mit dem Jesuskind und betenden Knaben.
Kulturgeschichtlich interessant ist die Darstellung des Schussenrieder Klosters, linker Hand. Schwebend sehen wir Maria Anna und die Einsiedler Muttergottes, von den Gnadenstrahlen auf das Prämonstratenserkloster Schussenried auf die Stifter fallen. Die Inschrift lautet: „Da Pferd und Wagen in Gefahr der Franzosen stünden und alles verloren zu schienet, ist durch ein Versprechen zu der seligsten Jungfrau Mutter Gottes Maria von Einsiglen und seligsten Mutter Anna aus der Gefahr errettet worden. Anno 1796“ Zu jener Zeit war die französische Armee in unsere Heimat eingefallen. Die Einwohner von Schussenried fürchten um Hab und Gut. Die Kürnbacher betteten in der St. Anna Kapelle für die Seelenruhe ihrer toten Landsleute im kaiserlichen Heer und zum Andenken daran stifteten sie das vorgenannte Bildnis. Dann folgt ein großes Holzkreuz sowie das Bildnis der „Heiligen Herz Mariae“ welche in jüngster Zeit dazugekommen sind.
Auf der rechten Seite sehen wir ein Bildnis „Muttergottes mit Jesuskind und betendem Knaben. Dann folgt das auf Holz gemalte Bild des. Hl. Nepomuk mit Kreuz in der Linken und Palme in der rechten Hand. Es wird vermutet das dieses Bildnis aus der abgebrochenen Schussenrieder St. Nepomuk Kapelle stammt welche im Garten der früheren oberen Mühle stand.
Dann folgen die Bilder „Christus am Ölberg“ Christus der Auferstandene“ und „Christus wird vom Kreuz genommen“ signiert von Valentin Keßler Ulm 1682. Sodann folgt das Gegenstück ein Bildnis „Heilig Herz Jesus“.
Die Votivtafeln zu Ehren S. Sebastian (1807) Mutter Anna Selbritt (1811), Christus an der Säule (1817) sind zwischenzeitlich entfernt worden. Walter Hermanutz