Die Kapelle „Maria auf dem Berge“ bei Kleinwinnaden
Während der Klosterzeit besaß der Ortsteil Kleinwinnaden zwei Kapellen.
Als im Jahr 1749 der Weg vom oberen Tor zum Friedhof neu angelegt wurde, musste die Schächerkapelle weichen. Sie wurde gegen Kleinwinnaden verlegt. Zum damaligen Zeitpunkt war der Mittelpunkt des Ortes Kleinwinnaden im heutigen hinteren Bereich gegen den Schussenursprung, deshalb der Begriff "gegen Kleinwinnaden". Auf der Flurkarte von 1760 ist diese Kapelle noch eingezeichnet und befand sich auf dem Platz, auf dem später das Geburtshaus von Wilhelm Schussen erbaut wurde, bekannt auch als „Wirtschaft zum Schussental“. Um 1830 wurde diese Kapelle niedergelegt. Das darin befindlich Schächerkreuz wurde an das Haus der Familie Burger (Schussenweg Nr. 25) angebracht. Die zweite Kapelle (Feldkapelle) stand am alten Weg nach Steinhausen, dort wo die Fahrtstraße nach Dunzenhausen abzweigt. Diese Kapelle wurde im Jahre 1749 repariert. In den Flurkarten von 1760 ist hier nur noch ein Kreuz eingezeichnet.
Nach 166 Jahren entschlossen sich die Bürger von Kleinwinnaden, für ihren Ortsteil wieder eine Kapelle zu errichten. Der heutigen Zeit entsprechend musste für die Erbauung einer solchen Kapelle eine juristische Person ins Leben gerufen werden – es entstand der Förderverein Kapellenbau Kleinwinnaden e. V. Architekt Siegfried Nußbaum fertigte die Pläne für die Kapelle „Maria auf dem Berge“, hoch über dem Schussental (606 Meter über N.N.) mit herrlichem Blick auf Kleinwinnaden und Bad Schussenried – es sollte ein Ort der Ruhe und Besinnung entstehen. Am 8. Oktober 1996 war der Baubeginn. Es entstand eine moderne Kapelle – auf die Entstehung im ausgehenden 20. Jahrhundert hinweisend, mit bodenständigen Baumaterialien, ein der oberschwäbischen Tradition und Landschaft verpflichtendes Werk. Durch den freiwilligen Einsatz der ortsansässigen Bürgern konnte die Kapelle weitestgehend in Eigenarbeit erstellt werden beziehungsweise sie wurde im Folgejahr fertiggestellt. Dank der Schussenrieder Baugeschäfte und diverser Sponsoren sowie einem von Kleinwinnadener Frauen geschriebenes Kochbuch war die Finanzierung der Kapelle gesichert.
Im Inneren befindet sich links die Heilgenfigur des Heiligen Antonius (Antonius von Padua. Er gilt als Heiliger und ist einer der 35 Kirchenlehrer der römisch-katholischen Kirche), in der Nische die Pieta (Schmerzensmutter) und rechts die Figur des HeiligenJosef (Josef von Nazareth, er wird als Bauhandwerker aus Nazareth vorgestellt und daher in der christlichen Tradition auch als „der Zimmermann“ bezeichnet). Der Altarstein in der Mitte besteht aus einem Findling aus der Würmeiszeit aus dem Bereich der Endmoräne Gemarkung Schussenried. Die ausgemusterten Holzbänke stammen vom Franziskanerkloster in Reute und wurden der Kapelle zur Verfügung gestellt.
Außen über der Eingangstür sehen wir die Marienglocke, welche eine eigenständige Lebensgeschichte hat. Die Glocke wurde 1926 in der Glockengießerei Rudolf Perner in Budwies (Südböhmen) für die Gemeinde Dollana gegossen. Normalerweise wurden solche jungen Glocken gleich zu Beginn des II. Weltkriegs abgehängt und eingeschmolzen. Da das Dorf zur damaligen Zeit überwiegend aus deutschstämmigen Bürgern bestand ist zu vermuten, dass deshalb diese Glocke den II. Weltkrieg überlebte. Diese Gemeinde Dollana (Dolany) fiel jedoch dem Ausbau des Hracholusk-Stausees zum Opfer. Zwischen 1960 und 1962 kam es zum Abriss der Gebäude sowie auch der Kapelle, ein Jahr später wurden die Ruinen geflutet. Auf Umwegen wurde die Glocke dann auf einem Flohmarkt in München erworben.
Die weitere Besonderheit am Eingang ist ein enger Durchlass in der eigentlichen Kapellentüre, (rollstuhlgeeignet) die auf das Markusevangelium 10:25 hinweist: "Eher geht ein Kamel durch ein Nadelöhr, als ein Reicher ins Himmelreich ein…"
Dieses Gleichnis vom Nadelöhr (auch Gleichnis vom Kamel und vom Nadelöhr) ist ein GleichnisJesu, das durch ein paradoxes Bild die Aussage unterstreicht, es sei einem Reichen unmöglich beziehungsweise fast unmöglich, ins Reich Gottes zu gelangen.
Die Einweihung erfolgte am Sonntag, den 14. September 1997. Die Gläubigen versammelten sich zu einer Statio im Hof des Anwesens der Familie Lang. Von dort aus zog die festliche Prozession unter den Klängen des Musikvereins zur Kapelle, wo im Rahmen einer Eucharistiefeier die Benediktion durch Pfarrer Schmid stattfand.
Da war es nicht verwunderlich, dass die Messdiener und der Mesnerdienst von Kleinwinnadener Bürger übernommen wurde. Im Anschluss erfolgte ein gemütliches Zusammensitzen in einem extra aufgestellten Zelt bei Musik, Bier und Essen.
Im Mai 2003 wurde vom Förderverein und durch Unterstützung der Stadt eine Strahlenkarte bei der Kapelle aufgestellt. In dieser Messingplatte wurden die wichtigsten Alpengipfel mit Entfernung und Höhenmeter von der Zugspitze im Osten bis zum Säntis im Westen eingraviert. Von Ruhebänken (gespendet von der Grund- und Hauptschule) vor der Kapelle kann das gesamte Alpenpanorama bestaunt werden. Das Patrozinium der Marienkapelle wird jedes Jahr an Mariä Namen, am 12. September gefeiert.
WaHe