Die Hopferbacher St. Wendelinus Kapelle

Am 4. Mai 1739 hat P. Priore und Novizenmeister Benedict Mezler mit P. Laurentio Aberle den ersten Stein zur neuen Kapelle in Hopferbach gelegt. Sie wurde im selben Jahr fertig gestellt.  Diese Kapelle wurde auf Kosten der Hofperbacher Bauern erbaut und diente als Marienkapelle.

Ein Votivbild aus Steinhauser Kirche aus dem Jahre 1697 ist wohl einer der ältesten  Gegenstände, der sich in dieser Kapelle befindet und heute noch betrachten werden kann. Im Jahre 1848 wurden bei einem Hagelwetter die Fensterscheiben eingeschlagen. Im Sommer 1863 erhielt die Kapelle einen neuen Turm. Vom Mechaniker Bildstein aus Weingarten wurde eine Uhr angeschafft, die durch Uhrmacher Kiene von Schussenried aufgestellt wurde.

Eine umfangeiche Kapellenrestauration erfolgte im Jahre 1885 unter der Leitung des damaligen Pfarrverwesers Matthäus Eisele.  Er sammelte 1500 M und so konnte man einen neuen gotischen Altar, ein schmiedeeisernes Chorgitter, ein Messbuch, ein Messpult, zwei neue Messgewänder, vier Leuchter und einen neuen Bodenbelag anschaffen. Die Einweihung des Altars erfolgte im letzten Sonntagnachmittag im September 1885 durch Herrn Dekan Nesensohn aus Waldsee. Die Benediktion fand unter der Assistenz des Pfarrers Benedikt Schnieringer aus Essenhausen und Pfarrverweser Matthäus Eisele aus Otterswang statt. Nach der Benediktion zogen die Bürger von Hopferbach in die neugeweihte Kapelle ein und wohnten einer Marianischen Andacht bei. Eine gesellige Unterhaltung bildete den Schluss des Tages.  Der Kirchenchor von Otterswang unter dem Dirigenten Bernhard Abele trug zur Verschönerung des Festes bei. Am Montag wurde das erste Messopfer durch Pfarrverweser Eisele abgehalten. Daran schloss sich eine zweite Messe an, zelebriert von Pfarrer Schnieringer. Vom Bischof von Rottenburg wurde die Erlaubnis zum Zelebrieren auf sieben Jahre befristet erteilt und jeweils auf weiter sieben Jahren verlängert mit der Bemerkung, dass jährlich sechs- bis achtmal das heilige Messopfer in der Kapelle dargebracht werden darf. 

Im Jahre 1894 wurde in die Hopferbacher Kapelle eine Lourdes-Grotte eingebaut, welche am 3. Juni 1894 feierlich eingeweiht wurde. Sie wurde von Pfarrer Schnieringer, ebenfalls ein Hopferbacher Sohn,  gestiftet. Diese wird heute noch im Monat Mai in der Kapelle aufgestellt. Im Jahre  1909 erhielt die alte Glocke einen Sprung, sie musste erneuert werden. Glockengießer Kurz aus Stuttgart fertigte eine neue Glocke an, welche am Ostermontagnachmittag durch den Pfarrer eingeweiht wurde. Die Finanzierung trugen die Hopferbacher Bürger selber. Im Herbst 1917 musste eine Glocke für den I. Weltkrieg abgeliefert werden.

Im Jahre 1919 wurde eine neue Uhr von der Firma Hörz in Ulm angeschafft. Mit dieser Anschaffung wurde auch eine neue Bronze-Glocke erworben, welche als Ersatz für die 1917 abgelieferte Glocke dienste.

Am 16. März 1920 beschloss der Hopferbacher Ortsgemeinderat, dass jeder Fuhrwerksbesitzer, der abwechslungsweise jeden Monat einmal den Ortsgeistlichen in Otterswang zur Feier der heiligen Messe abholt, 5 M aus der Ortsgemeindekasse erhält; zuvor war das Abholen unentgeltlich. Im Dezember 1923 erhielt die Kapelle elektrisches Licht.

Im Sommer 1929 wurde der Außenputz erneuert. In diesem Zusammenhang musste auch das Türmchen erneuert werden. Es wurde eine Dachrinne angebracht und um die Kapelle wurde ein  Betontrottoir gemauert. Dieser Baumaßnahme sind die zwei Voluten an den Giebeln zum Opfer gefallen. Die Außenrenovierung belief sich auf 1450 RM, welche von den Hopferbachern Bürgern getragen wurde.

Im Herbst 1930 erfolgte eine Innenrenovierung der Kapelle, die von Kirchenmaler Rauch aus Saulgau durchgeführt wurde. Am 27. Februar 1942 mussten die beiden Glocken der Kapelle abgehängt werden, sie wurden zu Kriegszwecken eingeschmolzen. Ihr Gewicht belief sich zusammen auf 50 Kilogramm.

Im September 1948 haben die Hopferbacher eine größere Glocke (die Marienglocke) angeschafft. Sie wurde bei der Firma Koch in Freiburg gegossen. Die Einweihung erfolgte am Kirchweihtag 1948 durch Pfarrer Sorg. Im Folgejahr wurde von Firma Grünninger in Strass bei Neu Ulm eine weitere kleinere Glocke gegossen, mit einem Gewicht von 50 Kilogramm. Sie wurde mit drei anderen Glocken für die Kirche in Otterswang hergestellt.  Diese erhielt die Aufschrift „Hl. Wendelinus bitt‘ für uns“. Die Einweihung erfolgte am 29. Oktober 1949. Diese Glocken wurden mit einem Festwagen von den Blutreitern vom Schussenrieder Bahnhof abgeholt. Vor Otterswang wurden die Glocken von der Gemeinde mit einem Gedicht in Empfang genommen und vor die Kirche gebracht. Am Christkönigfest weihte Dekan Rieger aus Waldsee die Glocken ein. Firma Walser, Zimmereigeschäft, hatte sich für die Abholung und das rasche Aufziehen der Glocke in Otterswang als auch Hopferbach verdient gemacht.

Auch um diese Zeit gaben die Hopferbacher Bürger Bildhauer Franz Kasper den Auftrag, eine Statue des Hl. Wendelin zu erschaffen, der außen in einer Nische einen Platz bekam. Der dort platzierte Hl. St. Michael  wurde vom Schussenrieder Maler Heber restauriert und in das Innere der Kapelle verbracht.

Damit wollten sie an einen Heiligen erinnern, der in unserem Raum seit dem 15 Jahrhundert als Schutzherr für Feld und Vieh bei den Bauern bekannt war.

1955 erfolgte ein erneute Außen- und Innenrenovierung. Die Weihung erfolgte am 23. Oktober mit einem Wendelinus-Flurrit (der erste Wendelinusritt in Hopferbach) sowie einer Segnung der Pferdegespanne, Traktoren, Autos und Krafträder. Der Pfarrer besuchte anlässlich dieser Weihe jeden Stall in Hopferbach und weihte das Vieh. Als Erinnerung wurde an jedem Stall ein Täfelchen angebracht. Bei dieser Renovierung wurde das schmiedeeiserne Chorgitter aus dem Jahre 1885 entfernt. Ebenso entfernt wurde der gotische Altar. Er diente weiterhin als Fronleichnamsaltar in der Kirchengemeinde Otterswang. Ab diesem Zeitpunkt erhielt die ehemalige Marienkapelle den Namen St. Wendelinuskapelle.

Im Sommer 1977 erfolgte eine der größten Renovationen der Kapelle unter der Leitung von Zimmermann Ernst Wild und Paul Eisele. Während der Renovationszeit stand die Kapelle zeitweise nur als  Mauerskelett da.  Die Treppe als auch der Beichtstuhl wurden entfernt, wobei Letzteres zum Kleiderschrank umgebaut wurde. Das alte Uhrwerk wurde durch ein Modernes ersetzt. Dieses Uhrwerk steht heute im Sitzungssaal im Otterswanger Rathaus.  Die Einweihung wurde mit einem Hopferbacher Heimatfest und einer 1100-Jahrfeier des Pfarrweilers gefeiert. Um wenigstens einen Teil dieser Kosten zu ersetzten, wurden die Erträge dieses Festes für die Renovation eingesetzt. Begonnen wurde am Freitag mit einem Bieranstich. Am Samstag folgte der Heimatabend mit dem Liederkranz Otterswang und der Stadtkapelle Bad Schussenried. Die Festansprach hielt Pfarrer Otto Beck, Bürgermeister Kohler und Ortsvorsteher Nüssle. Der Höhepunkt bildete am Sonntag der feierliche Gottesdienst, den Pfarrer Otto Beck zusammen mit Pfarrer Weber zelebrierte. Pfarrer Beck hob in seiner Festsprache  die Bedeutung dieses Barockkirchleins für die Bürger Hopferbachs in der Vergangenheit und in der Zukunft hervor. Er würdigte die Arbeit der vielen freiwilligen Helfer, die in zahlreichen Arbeitsstunden der Kapelle zu ihrer neuen Pracht verholfen haben. Der Kirchenchor Otterswang umrahme die Messe musikalisch.

Beim anschließenden Frühschoppenkonzert konnte der Vorsitzende des Festausschusses, Paul Eisele senior, unter den zahlreichen Gästen Landrat Dr. Steuer, Bürgermeister Kohler, die Ortsvorsteher und die Geistlichen der Nachbargemeinden besonders begrüßen.

Durch den Erlös konnte 1978 die Innenrenovierung fortgesetzt werden. Das Kapellengestühl wurde mit geschnitzten Docken von der Firma Mayer Schwendi neu geschaffen. Gleichzeit mit dem Einbau der Bänke wurden die Sitzbankstrahler für die Heizung angebracht. Zwei Deckengemälde wurden vom Restaurator und Kirchenmaler, der zum damaligen Zeitpunkt die Pfarrkirche in Schussenried restaurierte, ausgemalt. Die Beleuchtung wurde erneuert. In diesem Zusammenhang wurde von den Organisatoren eine St. Wendelinusfigur angeschafft. Als Vorbild diente die St. Wendelinusstatue in der  Untereggatsweiler Kapelle, welche vom Bildhauer Josef Christian aus Riedlingen angefertigt wurde. Sie wurde abfotografiert und ein Südtiroler Holzschnitzer fertigte dieselbige an. Anlässlich der 900-Jahrfeier des Ortes Hopferbach wurde am 9. Oktober 1983 der Wendelinusritt wieder zum Leben gerufen. Seither findet er jährlich statt.

Eine Mutter-Gottes-Statue wurde 1985 durch Pfarrer Beck über einen Kunsthandel erworben und über dem Altar angebracht.

1985 erhielt die Kapelle ein neues Deckengemälde. Der Künstler Walter Maschke aus Calw fertigte es an. Für den Altarraum Jesus mit den beiden Emmausjüngern und für das Schiff eine Mariä Verkündigung. Der Restaurator Reinhold Leinmüller aus Ravensburg hat die Deckenbilder in den Stuckrahmen eingefügt

Im Jahre 2007 erhielt die Kapelle eine grundlegende Außensanierung. Im Jahre 2008 ging es dann im Inneren der Kapelle weiter. Auch diese Arbeiten wurden weitgehend ehrenamtlich erledigt, wobei stets in enger Absprache mit der Denkmalbehörde beim Landratsamt Biberach vorgegangen wurde. Insgesamt wurden in die Sanierungsarbeiten der Jahre 2007 und 2008 rund 400 Stunden ehrenamtlicher Arbeit investiert. Eine großzügige private Spende und  städtische Mittel machten diese Sanierungen möglich. Die Initiative zu den Sanierungen erfolgte durch Karl-Anton König

Im Jahre 2014 erhielt die Kapelle aus einer Erbschaft eine Jesusstatue.

Soweit noch bekannt ist, waren folgende Personen aus  Hopferbach mit der Mesnertätigkeit betraut: Frau Thanner, Herr Geiger, Herr Baur, Frau Wild, Frau Boos, Herr Sieger, und heute noch Herr Kusterer.

Dezember 2015                                                                                                             Walter Hermanutz